Beim Gedanken an Kryptomining raufen sich die meisten Umweltschützer entrüstet die Haare. Mining-Rigs mit hochpotenten Grafikkarten und einem irrsinnigen Stromverbrauch können doch gar nicht nachhaltig sein, oder? Das sehen viele Experten ganz anders. Denn Kryptoinvestoren kümmern sich längst nicht nur um kurzfristige Themen oder wollen wissen, wo sie Monero einfach kaufen können, auch die Zukunft des Planeten liegt ihnen am Herzen. Und je mehr Nachfrage bezüglich Umweltschutz existiert, desto stärker sind auch die Veränderungen. Kryptos und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus.
Das Thema des 21. Jahrhunderts – die Kryptowährung
Kryptowährungen gehören zu den relevantesten Themen des 21. Jahrhunderts und längst gibt es nicht mehr nur den Bitcoin, der Investoren fasziniert. Virtuelle Währungen etablieren sich immer flächendeckender auf dem Markt, doch entsprechend ist auch die Kritik in puncto Nachhaltigkeit. Der Verbrauch an Energie, der für die Schöpfung neuer Coins nötig ist, wird von Umweltschützern harsch verurteilt. Aber ist die Energiebilanz der Kryptowährung wirklich so schlecht?
Fakt ist, dass sich Bitcoin, Ethereum, Monero und zahlreiche andere Währungen immer weiter verbreiten. Schon zwischen 2014 und 2016 stieg die Anzahl jener Menschen, die ein E-Wallet nutzten rapide an. Der Trend setzt sich seither fort. Es ist nicht erkennbar, dass die Beliebtheit der digitalen Währung zurückgehen könnte.
Stattdessen eröffnen sich weitere Märkte und Communitys. Heute können Verbraucher ihre Pizza mit Bitcoin bezahlen, wenn sie den Lieferdienst Lieferando in Deutschland nutzen. Zahlreiche Casinos bieten die Möglichkeit, mit Kryptos einzuzahlen und auch Onlineshops denken zumindest darüber nach. Als es Spekulationen darüber gab, dass Versandriese Amazon künftig auch Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren würde, schoss der Wert durch die Decke. Mittlerweile ist aber zumindest das wieder dementiert worden.
Der Energieverbrauch als größtes Problem von Kryptowährungen
Die Systematik der Kryptowährung basiert auf Kryptomining. Hochleistungsrechner „suchen“ in der Blockchain nach neuen Coins, hierfür müssen hochkomplexe Rechenaufgaben gelöst werden. Die verwendete Energie wird fast ausnahmslos über Grafikkarten gewonnen, der Preisaufschwung für diese ist auf dem Markt selbst für Nicht-Miner spürbar. Um ein Mining-Rig zu betreiben, braucht es eine enorme Energiezufuhr und hier besteht das größte Problem.
Ein rechnerisches Beispiel anhand des Bitcoins: Um Bitcoins zu generieren, wird auf das „Proof-to-Work“ Verfahren gesetzt. Durch die Lösung von mathematischen Gleichungen wird eine Belohnung generiert, die dann in Form eines Bitcoins gutgeschrieben wird. Rund 46 Terawattstunden verbraucht dieses Verfahren jedes Jahr an Energie. Zum Vergleich: Jordanien hat, mit 11 Millionen Einwohner, einen ebenso hohen Energieverbrauch.
Aber was bedeutet das für die Zukunft des Minings? Ist es mit verstärkter Nachhaltigkeit bald nicht mehr möglich, Kryptowährungen neu zu generieren? Doch, allerdings braucht es ein neues Verfahren, das als Proof-to-Stake-Verfahren bezeichnet wird. Hierbei können Verifizierungen, die über tausende verschiedener Rechner laufen, an nur noch einem einzigen zentralen Rechner durchgeführt werden. Rund 99 Prozent des derzeitigen Energiebedarfs könnte damit reduziert werden.
Nachhaltigkeit durch fehlende Produktionskosten für physische Währung
In der Kryptoszene wird zwischen E-Währungen und Fiat-Währungen unterschieden, wobei Letzteres die Fachbezeichnung für Bargeld ist. Münzen und Geldscheine müssen produziert und in Umlauf gebracht werden, damit sie von Verbrauchern genutzt werden können. Eine E-Währung wie der Bitcoin ist physisch nicht fassbar, es handelt sich um einen rein virtuellen Wert. Gezahlt wird mittels e-Wallet, Transaktionen werden in der Blockchain virtuell gespeichert.
Somit kann in der Kryptoszene mit Fug und Recht behauptet werden, dass die wegfallenden Produktionskosten im Sinne der Nachhaltigkeit stehen. Hinzu kommt, dass kein Rohstoffbedarf vorhanden ist, der für die Produktion von Banknoten und Münzen sehr wohl besteht. Nennenswerte CO₂-Einsparungen ergeben sich außerdem durch fehlende Transporte, die mit Echtgeld immer wieder nötig sind. Bankautomaten müssen befüllt werden, Einnahmen werden in den Tresor verbracht, für all das werden heute noch Autos mit Verbrennermotoren eingesetzt. Bei Kryptowährungen fallen diese Aufwände weg.
Soziale Nachhaltigkeit durch Kryptowährungen
Der Punkt Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Kryptowährungen lässt sich aber auch aus einem ganz anderen Gesichtspunkt betrachten. In vielen Ländern steht das Bankgeschäft bis heute nur bestimmten Teilen der Gesellschaft bereit. Andere wiederum müssen aufgrund erhöhter Zugangshürden auf Konten und Bankgeschäfte verzichten. Eine sozial-wirtschaftliche Entwicklung wird durch solche Einschränkungen immens erschwert. Doch auch kleinere Unternehmen und Privatpersonen sind auf funktionierende Finanzsysteme angewiesen.
Geldtransfers sind im digitalen Zeitalter so wichtig wie nie. Wenn allerdings Schwierigkeiten mit dem klassischen Bankensystem bestehen, hat keiner die Möglichkeit zu kaufen, zu verkaufen und zu investieren. Kryptowährungen stellen hier nicht nur eine kostengünstige, sondern vor allem eine niedrigschwellige Alternative für Menschen dar. Hinzu kommt, dass Kryptowährungen keine zwischengeschalteten Instanzen benötigen und somit jeder an der virtuellen Währung teilhaben kann.
Bitcoin und Co. kennen kein Geschlecht, urteilen nicht anhand von Hautfarbe, Persönlichkeit oder Vergangenheit. Eine Transaktion im Bereich der Blockchain wird transparent als Eintrag vermerkt, Identität und Herkunft des Händlers spielen keine Rolle. Zwar ist eine Verifizierung bei der Registrierung einer Wallet nötig, doch für sämtliche Transaktionen braucht es keine Offenlegung der persönlichen Daten.
Mit erneuerbarer Energie auf wertvollen Strom setzen
Die Energie, die derzeit noch für den Betrieb von Mining-Rigs benötigt wird, sollte grundsätzlich aus erneuerbaren Energien stammen. Rund 75 Prozent aller Miner haben sich bereits dafür entschieden oder nutzen überschüssigen Strom aus Fotovoltaikanlagen, um die Rigs zu speisen. Die Speicherung überschüssiger Energie ist nicht möglich und sie würde verloren gehen, würde sie nicht in Kryptowährungen investiert.
In Paraguay existiert die derzeit größte Mining-Farm der Welt. Ihren Energiebedarf deckt die Farm durch das global drittgrößte Wasserwerk. In dieser Region wird weit weniger Energie verbraucht, als das Wasserkraftwerk produzieren kann. Ergo ist der Strom sehr günstig und wird nicht zusätzlich zur normalen Energiegewinnung erzeugt.
Investition in nachhaltige Projekte mit Kryptowährungen
Es ist nicht abzustreiten, dass Kryptowährungen noch viel Potenzial zu mehr „grün“ haben. Eine gute Möglichkeit wäre die Investition in nachhaltige Projekte seitens großer Krypto-Unternehmen. Ripple, das in Verruf geratene Unternehmen, plant innerhalb der nächsten 35 Jahre tonnenweise Einsparungen von CO2 durch Investitionen in Solarenergieprojekte. Über Kryptohandelsplattformen besteht darüber hinaus die Möglichkeit, CO₂ Zertifikate anzubieten, die Nutzern bei jeglichen Transaktionen eine Investition in nachhaltige Projekte ermöglicht. Auch Fluggesellschaft arbeiten bereits mit diesem Modell.
Wie groß der CO2-Fußabdruck durch den Kryptohandel derzeit genau ausfällt, ist aufgrund wenig Transparenz in diesem Sektor nicht abschließend zu beurteilen. Transparenz wäre daher der erste Schritt, um das Misstrauen der Umweltschützer abzubauen.